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Arbeiten mit Schwestern

Menschen wie du und ich

Haus Loreto ist Pflegeeinrichtung, Alterswohnsitz und Altenhilfeeinrichtung, Erholungsstätte und Kloster der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. 70 Schwestern verbringen hier ihren Lebensabend, liebevoll gepflegt und betreut von Pflegefachkräften.

Die Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr ähnlich wie in jeder anderen Altenhilfeeinrichtung auch. Und doch ist es anders. Fachkräfte, Quereinsteiger und Auszubildende stellen sich manche Fragen: Herrscht dort strenge „Zucht und Ordnung“, muss ich jeden Tag beten, darf ich einen anderen Glauben haben, bekomme ich den Job überhaupt, wenn ich tätowiert bin und vieles mehr.

Annika Mai ist 36 Jahre alt und seit 2005 als Pflegekraft in Haus Loreto beschäftigt. Sie gibt interessierten Bewerbern einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag mit Schwestern.
 

Arbeiten mit Schwestern

Ein Interview mit Frau Mai


Frau Mai, Sie arbeiten schon eine Weile im Haus Loreto. Wie würden Sie die Ordensschwestern und die tägliche Arbeit in der Pflege- und Ordenseinrichtung beschreiben?

Ganz klar: Es sind Menschen wie du und ich. Jede hat Vorlieben, Talente, Wünsche und Bedürfnisse. Sie sind dem Ruf Gottes gefolgt, manchmal sicher mit Konflikten in der Familie. Ihr ganzes Ordensleben setzten sich die Schwestern für alte, kranke und notleidende Menschen ein, ebenso für Kinder und Jugendliche, teils in die ganze Welt entsendet. Es ist ein angenehmes, wertschätzendes Miteinander.
Die Schwesterngemeinschaft in Haus Loreto lässt sich vergleichen mit einer Großfamilie. Man fühlt sich bereits beim ersten Schritt ins Haus wohl und angekommen. Es herrscht eine warme, herzliche und sehr humorvolle Atmosphäre.
Die Schwestern stehen füreinander ein, achten aufeinander und helfen sich gegenseitig beim Einkaufen, Briefeschreiben, bei den Mahlzeiten, Arztbesuchen, gehen gemeinsam spazieren oder zum Bibelkreis. Meist übernehmen die jüngeren Mitschwestern diese Aufgaben – ähnlich wie Angehörige in anderen Einrichtungen. Jedoch fehlt dem Orden der Nachwuchs, die Schwestern werden älter und benötigen „weltliche“ Hilfe außerhalb des Ordens. So legen sie nach und nach ihre großen und kleinen Ämter in andere Hände – das fällt ihnen manchmal sehr schwer.

 

Die Fachkräfte pflegen und betreuen die Schwestern und gleichzeitig ist der Schwesternorden der Arbeitgeber – eine besondere Situation. Herrscht denn in der Einrichtung nun „Zucht und Ordnung“?

Auf Ordnung achten wir auf jeden Fall, das ist in anderen Einrichtungen ebenso - Ordnung ist schließlich das halbe Leben. Und „Zucht“? Wenn es sie in Loreto je gegeben hat, gehört sie lange der Vergangenheit an. Das Miteinander ist eher familiär, es ist immer Zeit für ein freundliches Gespräch. Die Schwestern interessieren sich für uns als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fragen nach Kindern, Hobbies und Alltag und sehen sich gern Fotos an. Auch sind die Schwestern sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sich um sie kümmern. Es ist fast wie ein Angehörigenersatz.

 

Muss ich denn nun mit den Schwestern beten?

Ja und Nein: wir beten nicht mit den Schwestern in der Kapelle oder beim Gottesdienst.  Aber wir unterstützen die Schwestern in ihren spirituellen Gewohnheiten nach ihren Wünschen. Wir bringen sie in die Kapelle, zum Bibelgespräch oder Wortgottesdienst. Und manchmal beten wir auch gemeinsam, ein Tischgebet oder das „Vater unser“. Aber das lernt sich schnell. Es weht also ein spiritueller Geist im Hause und für uns ist es wichtig, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich dafür öffnen können.

 

Wie kann ich die Schwestern in ihren Ordenstrachten unterscheiden? Ist das nicht sehr schwer?

Die Schwestern sehen keineswegs alle gleich aus, manche tragen Zivilkleidung und auch die Ordenstracht selbst unterscheidet sich. Allen neuen Kolleginnen und Kollegen fällt es am Anfang schwer. Schnell zeigt sich, dass auch jede Schwester einzigartig ist und sich von Statur, Gangbild und Charakter sehr unterscheidet. Und wir sind immer wieder überrascht, wenn beispielsweise eine Schwester erstmalig ihren Schleier abnimmt und lange, weiße Haare zum Vorschein kommen. Oder wenn die Schwestern im Jogginganzug zur Physiotherapie fahren, dann muss der ein oder andere schon dreimal hinschauen, um zu erkennen, wer da hinter Schleier und Tracht zum Vorschein kommt.
Schwieriger ist es mit den Namen, daran erinnere ich persönlich mich noch sehr gut, weil sie so gleich klingen: Schwester Hildemundis, Hildegardis, Heriburgis, Herlind, Hildebalda, … da kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Aber auch das wird gelingen.

 

Viele junge Menschen tragen heute Tattoos oder Piercings. Ist das ein Problem?

Die meisten Schwestern wissen, dass die heutige Generation anders ist, sie freuen sich über junge Menschen, weil es Lebendigkeit in ihren Alltag bringt. Sie interessieren sich und fragen nach: „Tat das nicht weh“, „Welche Bedeutung hat das Tattoo“, „Wieso so viele Ohrringe“?
Aus Arbeitsschutzgründen dürfen allerdings keine langen Ohrringe getragen werden, aus hygienischen Gründen und aus Verletzungsgefahr auch keine Armbänder, Ringe und Uhren – das ist in anderen Einrichtungen nicht anders.

 

Frau Mai, vielen Dank für das Gespräch!